Kurze Geschichte Unterbrunns
Unser Dorf kann auf eine weit über 1000jährige Geschichte zurückblicken. Dass wir viel darüber wissen, haben wir vor allem unserem langjährigen Dorflehrer und Kreisheimatpfleger Gerhard Schober zu verdanken, der unter anderem ein interessantes Buch über die Siedlungsgeschichte von Unterbrunn verfasst hat. Auf dieses haben wir auch hier zurückgegriffen.
Wie wurde im sehr frühen Mittelalter entschieden, wo man eine neue Siedlung gründet? Vielleicht spielte die Lage an alten Römerstraßen oder nahe an schon vorhandenen Siedlungen eine Rolle, aber sicher waren immer die Qualität des Bodens für die Landwirtschaft und die Verfügbarkeit von Wasser sehr wichtig.
Bei der Bodenqualität kann Unterbrunn punkten. Die Felder rund um den Ort sind die besten im ganzen Landkreis. Die Wasserversorgung durch den Reasbach ist zwar nicht immer zuverlässig gewesen, aber durch den Weiher und den meist sehr hohen Grundwasserspiegel war die Wasserversorgung auch kein Problem.
Wahrscheinlich wurde die Rodung für Unterbrunn von Gauting aus organisiert und der Ort Unterbrunn als Ausbausiedlung im 7. oder frühen 8. Jahrhundert gegründet. Die erste urkundliche Erwähnung von Unterbrunn findet sich in einer Schenkungsurkunde des Herzogs Tassilo aus dem Jahr 753 n. Chr. Auch der erste Kirchenbau fällt vermutlich in diese Zeit.
Anfänglich wurden die relativ zeitgleich gegründeten Orte Unterbrunn und Oberbrunn zusammen nur „Prunnen“ genannt. Wie damals üblich entstanden die Siedlungen rund um einen Fronhof. In Unterbrunn war das der Lukashof in der heutigen Hausener Straße. Die Besiedelung begann also auf der Ostseite des Reasbaches. Weitere Gebäude entstanden nach und nach auch auf der Westseite, wo heute der größere Teil des Altdorfes liegt. Eines der ältesten Gebäude neben der Kirche und der Kapelle ist der Zehentstadl, in dem die Abgaben für den Grundherren zwischengelagert wurden.
Bis Mitte des 13. Jahrhunderts stand Unterbrunn (Nyderprunnen) im Einflussbereich der Grafen von Andechs und danach bis in die Neuzeit in dem der Wittelsbacher. Grundherren waren über viele Jahrhunderte diverse Klöster in der näheren und weiteren Umgebung. Das Kloster Dießen hatte den größten Anteil in Unterbrunn.
Im 13. Jahrundert gab es nachweislich schon 11 Vollhöfe und weitere kleine Anwesen. Die Laurentiuskapelle wurde spätestens in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erbaut. Der heutige Gastwirt Böck ist schon seit dem Mittelalter als Schänke existent.
Während der Grundherrschaft waren die Bauern keine Eigentümer ihrer Höfe. Sie mussten dem Grundherren Abgaben leisten. Dies führten gerade in Jahren schlechter Ernten zu enormen Belastungen für die Bauern. An der Ständegesellschaft und der Grundherrschaft hat sich bis zur Säkularisierung Anfang des 19. Jahrhunderts wenig geändert.
Eine eigene Schule kann seit 1690 nachgewiesen werden, wobei die Qualität sehr vom jeweiligen Lehrer abhing. Das Schulhaus befand sich sehr lange in schlechtem Zustand und die Kinderschaar wuchs kontinuierlich an. Das jetzige Schulhaus wurde 1880 gebaut und tat seinen Dienst bis 1979. Seitdem beherbergt das Gebäude den Unterbrunner Kindergarten, der heute als „Kleine Heimat“ von zwei Unterbrunnerinnen geführt wird.
Die Säkularisierung brachte das Ende der Grundherrschaft in Unterbrunn. Die Bauern wurden Eigentümer ihrer Höfe. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Unterbrunn eine eigene Gemeinde.
In den letzten 150 Jahren sind die Strukturen entstanden, die wir auch heute noch kennen. So wurde die zweite Gastwirtschaft (der Högner Wirt) im Jahr 1870 eröffnet. Kurz darauf wurde die Unterbrunner Feuerwehr gegründet (1873), und der Kramerladen als Tabakhandel mit Stehausschank geöffnet (1874).
1888 bis 1901 kam es zu mehreren Brandstiftungen in Unterbrunn und demzufolge dem Bau eines neuen Feuerwehrhauses (wie es heute noch als Teil des FFW-Hauses existiert) sowie der Anschaffung einer neuen Pumpe. Die Eröffnung der Raiffeisenkasse fällt in das Jahr 1891, erst 2017 wurde der Ableger geschlossen.
Die Wasserversorgung wird durch den Bau eines eigenen Brunnens 1901 unter dem Wasserhäusl in der Kirchstraße erheblich verbessert. Ab 1909 gab es dann von Gauting aus auch elektrischen Strom in Unterbrunn.
Ein bauliches Juwel in Unterbrunn und weit darüber hinaus ist zweifellos der wunderschöne Pfarrhof, der 1914 durch Pfarrer Resl erbaut wurde. Gerade noch rechtzeitig, denn während und nach dem 1. Weltkrieg wäre der Bau eines solchen Pfarrhofs in einem kleinen Ort wie Unterbrunn wohl nie wieder finanzierbar gewesen.
Nach dem 1. großen Krieg wurde 1922 ein Kriegerdenkmal vor der Kirche errichtet. In ihm fanden auch die Gefallenen des zweiten großen Krieges ein Gedenken. 1924 wurde der Männergesangverein „Harmonie“ Unter-/Oberbrunn e.V. gegründet. Vorher wurde auch schon unter der Leitung von Pfarrer oder Lehrer chorisch gesungen.
Noch in Friedenszeiten wurde die Milchgenossenschaft Unterbrunn gegründet und ein Millihäusl gebaut, welches heute als Ladengeschäft dient. Ferner wurde kurz vor Kriegsbeginn ein Brause- und Schwimmbad für Männer am Unterbrunner Weiher eingerichtet.
Die Zeit des NS-Reiches brachte unter anderem 1937 die Enteignung vieler Unterbrunner Bauern zum Bau des Flugplatzes der Dornier-Werke mit sich. Im Rahmen der Kriegsvorbereitungen waren solche Projekte leider wichtiger als landwirtschaftlicher Boden. Gegen Ende des Krieges befanden sich zwei große Flakstellungen in Unterbrunn zur Abwehr der immer häufiger werdenden Bombenangriffe, vor allem auf die größeren Städte. Eine befand sich im Bereich der heutigen Birketstraße, die zweite hinter dem Anwesen Off (Broschbauer bzw. Probstbauer).
Ende April 1945 kamen dann die Amerikaner nach Unterbrunn. Gleich nach Kriegsende stieg die Anzahl der Bewohner um die Hälfte durch die erzwungene Aufnahme von vielen Flüchtlingen, hauptsächlich aus den ehemals ostdeutschen Gebieten. Dies führte zu großen Herausforderungen, bei denen Organisation und Improvisation gefragt waren. Viele der Flüchtlinge blieben in Unterbrunn und siedelten sich an – hauptsächlich in der kurz nach dem Krieg begonnenen Besiedelung des Bereiches am Angerberg.
1953 wurden die Straße von Unterbrunn nach Gauting sowie die Straße Starnberg-Gilching und somit die Ortsdurchfahrt durch Unterbrunn als erste Straßen geteert. Die letzte Straße, die geteert wurde, war in den 80er Jahren die Fischangerstraße.
Die Flurbereinigung in Unterbrunn von 1958/59 war zwar wegen neuer landwirtschaftlicher Methoden und Maschinen notwendig, zerstörte aber die seit Urzeiten gewachsene Struktur der Feldaufteilung rund um das Dorf.
Als zusätzliche Verdienstmöglichkeit gründeten einige Unterbrunner Landwirte 1968 die Brennereigenossenschaft. Der Bau der Brennerei begann 1970. Hier wurde Industriealkohol aus Kartoffeln hergestellt. Das Abfallprodukt (die sogenannte Schlempe) wurde von den Bauern als Viehfutter verwendet.
Ebenfalls im Jahr 1970 wurde in Unterbrunn ein neues Rathaus gebaut, das heute als Gemeindehaus bekannt ist, und an der Kreuzung Hausenerstraße-Birketstraße einige Sozialwohnungen beherbergt.
Der Sportverein SV Unter-/Oberbrunn e.V. existiert seit 1975. Los ging es als reiner Eisstock-Verein mit Asphaltbahnen neben dem Bolzplatz am Weiher. Nach dem Bau der Mehrzweckhalle (Einweihung 1988) kamen nach und nach Sparten hinzu (Volleyball, Tennis, Turnen und Gymnastik, Ski- und Bergsport, Tischtennis und kürzlich Tanzen).
Nach etwas über 100 Jahren der gemeindlichen Eigenständigkeit kam 1978 die Eingemeindung nach Gauting im Rahmen der Kommunalreform. Die Eingemeindung war innerhalb Unterbrunns nicht sehr beliebt, und als „Entschädigung“ wurde der Bau einer Sporthalle mit Unterstützung der Gemeinde Gauting beschlossen.
Im Jahr 2000 gründeten einige Unterbrunner einen Oldtimerclub und fahren seitdem ihre Prachtstücke organisiert aus zu Oldtimertreffen in nah und fern, oder einfach nur zu einem gemeinsamen Ausflugsziel. Ein Kulturverein fördert die Wirtshauskultur, auch der Obst- und Gartenbauverein (gegründet 1958) und der Krieger- und Soldatenverein (gegründet 1900) sind fester Bestandteil des Dorflebens.
Das alte Feuerwehrhaus war eindeutig zu klein geworden und so bauten die Unterbrunner größtenteils in Eigenleistung 2004 die Erweiterung des Unterbrunner Feuerwehrhauses. Während heute neue Feuerwehrhäuser zweistellige Millionenbeträge kosten, dürfte es dank der vielen freiwilligen Arbeit eines der kostengünstigsten Feuerwehrhäuser im Landkreis sein. Das alte Gerätehaus ist nach wie vor Teil des Gebäudes und dient als Lagerraum.
So lebendig das Dorfleben stets war, ein Problem wurde immer größer: Der Verkehr durch den Ort. Nach jahrzehntelangen Diskussionen und Planungen sowie einigen Demonstrationen war es 2012 endlich soweit. Die neue Umgehungsstraße wurde eröffnet und somit mussten die damals schon weit über 16.000 Fahrzeuge am Tag nicht mehr durch die beiden Ortschaften Unterbrunn und Oberbrunn fahren, was eine deutliche Entlastung zur Folge hatte.
Im Jahr 2014 konnte die Gemeinde Gauting den ehemaligen Pfarrhof erwerben. Dies erwies sich als Glücksfall für das Dorfleben, denn heute finden dort neben vielen Hochzeiten auch regelmäßig Veranstaltungen von und für die Dorfgemeinschaft statt.