
“Das geht bloß in Unterbrunn” – der neue Maibaum steht

Um 15.30 Uhr konnte der Schröfl Peter Vollzug verkünden: “Der Baum steht!” Etwa 60 Burschen und Männer aus dem Dorf hatten gemeinsam den womöglich größten Maibaum in der Historie Unterbrunns gestellt. Knapp 31 Meter misst das Prachtexemplar, 3,5 Tonnen ist es schwer, und mehr als 100 Jahre war der Baum alt, den die Rechtler gestiftet hatten.
Es war eine wunderschöne Maifeier, die die Burschen (und ihre Mädel und Frauen) da auf die Beine gestellt hatten. Mit einem stimmungsvollen “Tanz in den Mai” zum Auftakt, strahlend blauem Himmel, einem gemütlichen Weißwurstfrühstück, Blasmusik und Bier vom Fass. Alles perfekt organisiert, und trotz gewaltigem Besucherandrang war es auch eine intime Veranstaltung vom Dorf fürs Dorf. Denn für den Schluss hatten sich die Burschen noch etwas ganz Besonders ausgedacht. Es floss so manche Träne.

Doch von vorn. Wochenlang hatten die Burschen den Baum bearbeitet und bemalt, nebenher nach Diebstahlgelegenheiten gesucht und das große Fest vorbereitet. Schon der “Tanz in den Mai” war gut besucht. Der Hannes eröffnete als Oberbursche den Tanzreigen, danach war die Tanzfläche bis tief in die Nacht gut belegt.
Was für ein Prachttag dann der Donnerstag. Kein Wölkchen am Himmel. Die Weißwurst konnte im schattigen Zelt verzehrt werden, oder romantisch unter den Apfelbäumen auf der Wiese.

Als um 13 Uhr Hand an den Baum gelegt wurde, war der Platz vor dem Festzelt rappelvoll. “Ich bin selber ein bissl aufgeregt”, sagte der Schröfl Peter. Ein “Wahnsinnsbaum” sei das, ein bissl Bammel habe er schon, ob die Burschen das packen – denn “wir stellen ihn per Hand auf, wie sich das im Dorf gehört”.

Doch unter seiner Regie gelang das Kunststück mit vereinten Kräften unter den Augen von Landrat Stefan Frey und dem zweiten Bürgermeister Jürgen Sklarek. Gemäß der alten Tradition wurden dann Teile des alten Baums zum Beispiel als Bank versteigert.

Dann wurde es noch berührend. Die Burschen ernannten drei Ehrenburschen, was für eine tolle Geste. Der Josef ehrte seinen Opa Richard Kaindl, den Bap. Als “Obermaibaumräuber” ist es maßgeblich ihm zu verdanken, dass die Unterbrunner Maibaumdiebstahlweltmeister sind.

Bei mehreren Dutzend der 69 erfolgreichen Diebeszüge war er dabei, hat in unzähligen Nächten mit ausgespäht und die gute Seele von all dem ist er ohnehin.

Mit genauso liebevollen Worten ernannte dann Luis Ruschig seinen Opa, den Geiger Hermann, zum Ehrenburschen. Der Mandi hält im Dorf ja alles zusammen, bewahrt die Erinnerung an die Vergangenheit und integriert alle in der Gegenwart. “Ich liebe Tradition”, sagte der Mandi, und mit Blick auf diesen Tag: “Sowas geht nur in Unterbrunn.”

Und dann wurde auch noch einer geehrt, der immer mit anpackt und hilft, wenn Rat und Tat gebraucht wird. Der Thommy Walser sei gar nicht im Vorstand, und doch immer für alle da, sagte Oberbursche Hannes. “Der Oberbursche der Herzen”. Gerührt waren bei den drei Ehrungen alle, die dabei waren.
Und so saßen und standen alle noch lange beisammen an diesem schönen, historischen Tag in Unterbrunn. (Axel Höpner)
