
“Jetzt bin i bedient”: Der Mandi ist Ehrenbürger von Gauting

Ehre, wem Ehre gebührt: Der Mandi ist zum Ehrenbürger von Gauting ernannt worden. “Der Titel Ehrenbürger ist wie für ihn gemacht”, sagte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger beim Festakt in der Remise. Am Schluss gab es stehende Ovationen für Hermann Geiger. “Jetzt bin i bedient”, meinte der, “normal haut mich nicht so schnell was um.”

Es war ein schöner, stimmungsvoller Abend. Ludwig Seuß spielte mit Band, die Remise war rappelvoll – auch die Burschenschaft Unterbrunn und unsere Feuerwehr waren offiziell vertreten. Und mit dem Theaterforum um Thomas Hilkert und Hans-Georg Krause, dem Künstler Richard Eckert und dem jungen Fotografen Raphael Silas Christoph wurden im ersten Teil des Abends sehr verdiente und sympathische Träger des Günther-Klinge-Preises ausgezeichnet. Den haben ja unter anderem auch schon das Unterbrunner Theater um Hubert Dietl und im vergangenen Jahr die Burschenschaft Unterbrunn erhalten.

Zum Abschluss des Abends dann aber wurde der Mandi geehrt für all das, was er in den vergangenen Jahrzehnten für uns getan hat. Mit der Ehrenbürgerwürde werden eigentlich vornehmlich Alt-Bürgermeister ausgezeichnet. “Er ist kein Bürgermeister gewesen – wobei das manch Unterbrunner bestreiten wird”, sagte Brigitte Kössinger.

Denn vielen bei uns gilt Hermann Geiger ja doch als heimlicher Bürgermeister oder noch viel mehr. Doch sein Wirken geht weiter über die Grenzen Unterbrunns hinaus. “Das ist ein besonderer Tag für die Gemeinde und für den Landkreis Starnberg”, sagte Landrat Stefan Frey. Er hob drei Eigenschaften vom Mandi hervor: Seine Bescheidenheit und Bodenständigkeit, seinen Sinn für die Geschichte und sein vorbildliches ehrenamtliches Engagement. Dass Unterbrunn “durch und durch zum Inbegriff eines lebendigen Dorfes” geworden sei, sei auch und vor allem Mandis Verdienst, ergänzte die Bürgermeisterin.
In der Laudatio nannte Axel Höpner (aus Transparenzgründen: also ich! Die grobe Rede hängt auch unten an) drei Gründe, warum Hermann Geiger die Ehrenwürde mehr als verdient hat: Weil er immer für das selbst Anpacken steht, ist der erste davon. Das beste Beispiel dafür ist das Unterbrunner Feuerwehrhaus, das das Dorf unter Mandis Führung in Eigenregie einfach selbst gebaut hat – die Gemeinde musste nur das Material bezahlen. In Zeiten knapper Kassen ist es toll, wenn Bürger selbst anpacken, statt zu klagen, dass in der Gemeinde zu wenig voran geht. Der Mandi macht alles lieber gleich und selbst, wenn die Dinge nur langsam vorangehen, ist das für ihn nur schwer erträglich!

Der zweite Punkte ist, dass der Mandi für uns die Geschichte bewahrt und damit Identität stiftet. Wenn man weiß, was da früher an der Stelle des Karls stand, welche Familien in Gauting Unternehmen aufgebaut haben, wie Unterbrunn vor 150 Jahren aussah, warum der Hügel an der Gautinger Landstraße Lotterberg heißt, gibt das Gauting ein Gesicht, es verbindet. Die Menschen leben hier nicht “bei München”, in einem anonymen Ort hinter Tujahecken, sondern in Unterbrunn und Gauting. Das zeigt sich natürlich vor allem in seinem Heimatmuseum, aber auch bei der großartigen Ausstellung “Mausefallen für Dich, Zigarren für die Welt” im vergangenen Jahr – und vielleicht irgendwann bei einem Pferderennen.
Der dritte und wichtigste Grund ist, dass Mandi für Unterbrunn und Gauting der große Integrator ist. Er bringt Jung und Alt, Alt und Neu zusammen, ohne zu schauen, wo einer herkommt oder was er über irgendetwas denkt. “Ich mag eigentlich jeden Menschen, solange er kein Depp ist”, ist sein Motto (im Original benutzt er einen noch deutlicheren Ausdruck).
Der Mandi ist immer neugierig geblieben, wenn etwas oder jemand anders ist. In der Anonymität der sozialen Medien wird gehöhnt und verachtet, sobald einer vermeintlich zu einer anderen Seite gehört. Das Aushaltenkönnen ist weniger geworden, es droht etwas in der Gesellschaft zu verrutschen. Wir bräuchten viel mehr Mandis, um die Risse zu kitten.
Wie integrativ der Mandi wirkt, zeigt das Beispiel von John aus Gauting. Der war neulich beim Offenen Singen der Unterbrunner Chöre am Feuerwehrhaus. Am Ende sei “Amazing Grace” gesungen worden, er habe fast geweint, schrieb er hinterher, weil es das Lieblingslied seiner verstorbenen Mutter gewesen sei. Die sei ein echter Engel gewesen.
Auch Unterbrunn habe einen Engel, den Hermann Geiger. Er habe 65 Jahre in aller Welt gelebt, davon 35 Jahre in und um München schrieb John. Aber Unterbrunn sei dank Hermann Geiger etwas besonderes. “Wrap him up in cotton wool” (passt auf ihn auf).
Bei der Verleihung der Ehrenbürgerwürde gab es dann Jubel und Applaus für den Mandi. “Man braucht eine solche Familie, wie ich sie habe, damit der Geiger Hermann seinen Wahnsinn durchziehen kann”, bedankte er sich bei Christa und dem Rest der Familie. Pfarrer Ruf habe an diesem Abend sogar die Kirche ausfallen lassen, um beim Festakt dabei zu sein.
Und dann berichtete der Mandi launig und unterhaltsam wie immer von seinem aktuellen Projekt, der Erforschung des Lebens von Pfarrer Resl, der einst zum Unterbrunner Ehrenbürger wurde. Viele Parallelen zwischen sich und diesem Pfarrer hat er schon entdeckt, demnächst geht es wieder auf Exkursion, um weitere Details ans Licht zu bringen.
Herzlichen Glückwunsch, lieber Mandi!
PS: